Golf-Time-Chefredakteur Oskar Brunnthaler schildert sein erstes Treffen mit dem damals schüchternen 30-jährigen Bernhard Langer und erklärt, was er sich für Deutschlands besten Sportler wünschen würde.
Mein erster Kontakt mit Bernhard Langer liegt genau 30 Jahre zurück: Das war bei der Bambi-Verleihung im Herbst 1987 in Offenburg. Als Ressortleiter Sport bei BUNTE hatte ich drei Bambi-Preisträger zu betreuen: neben der Tennis-Queen Steffi Graf und dem Schauspieler Alain Delon eben auch einen gewissen Bernhard Langer. Ich hatte damals mit Golf noch nichts am Hut, und so wusste ich ehrlich gesagt nicht viel mit dem schüchtern wirkenden, zurückhaltenden Masters-Sieger anzufangen.
Heute weiß ich es besser: Der Anhausener, der gerade seinen 60. Geburtstag im kleinen Familien- und Freundeskreis gefeiert hat, ist schlichtweg der erfolgreichste deutsche Sportler aller Zeiten. Kein Franz Beckenbauer, kein Boris Becker, kein Michael Schumacher konnte sich über 40 Jahre in der absoluten Weltspitze halten. Mit 106 offiziellen internationalen Turniersiegen in 42 Profi-Jahren, als erfolgreichster Ryder Cup-Spieler und Captain steht er quasi mit seinen 60 Jahren am Beginn einer sicherlich nächsten denkwürdigen Dekade: „Wenn mein Körper mitspielt, kann ich mir gut vorstellen, auch noch mit 70 Jahren auf der Tour zu spielen“, erklärt er. Dem eher für Zurückhaltung und gebremste Sprüche bekannten Langer ist zu seinem 60. Geburtstag, alles zuzutrauen. Auf der Champions Tour spielt der Ausnahmegolfer seit Jahren die erste Geige, hat inzwischen zehn Majors gewonnen, so viele wie niemand zuvor. Kein Jack Nicklaus, kein Gary Player, kein Nick Faldo.
Ein Handicap, mit dem Bernhard dennoch leben muss, ist der Umstand, dass in Deutschland das niemand wirklich realisiert, begriffen hat. Was ich mir für Deutschlands besten Sportler schlicht wünsche? Dass Langer endlich mal zum „Sportler des Jahres“ gewählt wird. Denn das hat die Jahrhundert-Ikone mehr als verdient. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn er 70 geworden ist? Das Schöne daran, und das spricht wiederum für den coolen Langer: Das bisherige Ignorieren entlockt ihm lediglich ein Schulterzucken.
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