Viktor Hovland – Nordisch by Nature. Viktor Hovland gewann als erster Norweger auf der PGA Tour. Für den Shooting Star erst der Anfang einer wohl großen Karriere.
Wir befinden uns gerade mitten im Wandel einer neuen Generation an Superstars, die den Golfsport in den nächsten Jahren maßgeblich prägen werden. Von den ganz Jungen werden in der Regel drei Namen genannt, die eine Führungsrolle innehaben und im letzten Jahr ihren Vorschusslorbeeren durchaus gerecht wurden. Neben dem aktuellen PGA Champion Collin Morikawa und US-Landsmann Matthew Wolff (Zweiter bei der U.S. Open geworden) ist es vor allem Viktor Hovland, dem eine große Zukunft vorhergesagt wird.
Und der 23-jährige Norweger bringt auch so gut wie alles mit, was es braucht, um auf der PGA Tour zu reüssieren. Blickt man zunächst auf seine Amateurkarriere zurück, ist diese gespickt mit Erfolgen, die ihresgleichen suchen.
NUMMER EINS BEI DEN AMATEUREN
Viktor Hovland gewann 2018 die U.S.-Amateur Championship in Pebble Beach, eines der prestigeträchtigsten Amateurturniere der Welt. Und war damit der erste Norweger in der Geschichte, dem dieses Kunststück gelang. Ein Jahr später kehrte er auf den legendären kalifornischen Platz zurück und beendete die U.S. Open als „Low Amateur“. Und schlug damit den Rekord von Jack Nicklaus für den niedrigsten 72-Loch-Score eines solchen Spielers.
Hovland war auch beim Masters 2019 mit einem geteilten 32. Platz der bestplatzierte Amateur im Feld und beendete seine glanzvolle Amateurkarriere als Nummer eins der Welt.
Der junge Norweger, der mit seinem Lächeln und Charisma begeistert, führt seinen raschen Aufstieg auf einen Schock zurück, den er bei seiner Ankunft an der Oklahoma State University erlebte. „Als ich in Oslo aufgewachsen bin, hatten wir eine nationale Juniorenliga, aber nur eine Handvoll Spieler war richtig gut“, erinnert sich Hovland.
„Wenn du dort gut abschneidest, denkst du, du bist großartig, weil alle über dich sprechen. Dann spielst du auf europäischer Ebene, und wenn du wieder vorne dabei bist, denkst du, dass du wirklich toll bist. Dann kommst du aufs College und merkst plötzlich, wow, hier draußen gibt es eine Menge richtig guter Leute. Ich habe sehr schnell begriffen, dass ich wirklich gut spielen musste, um es überhaupt in die Mannschaft zu schaffen.“
BEGEHRTER JUNGPRO
2019 wechselte Viktor ins Profilager und wurde auf Anhieb von hochkarätigen Sponsoren wie PING, Audemars Piguet oder J.Lindeberg unterstützt, die seitdem auf die heiße norwegische Aktie setzen. Vor allem für das schwedische Modelabel JL wurde Hovland rasch zu einem der Golf-Gesichter der aktuellen Kollektion. Mit jugendlichem Antlitz, einem schelmischen Grinsen und jeder Menge Charisma ausgestattet, passt der stylishe Twen auch perfekt zu der trendigen, skandinavischen Vorzeigemarke.
„Er hat einen selbstbewussten ‚Swagger‘, aber er ist nicht übermütig. Nur voller Selbstvertrauen. Es ist wirklich einfach, mit ihm auszukommen“, sagt auch sein australischer Caddie Shay Knight, der zuvor mit Matt Jones, Chez Reavie, Jerry Kelly und Sean O’Hair gearbeitet hat.
„Er ist ein sehr talentierter Junge und es ist aufregend, Teil von etwas zu sein, von dem viele von uns denken, dass es in den kommenden Jahrzehnten großartig für den Golfsport sein wird.“
KEINE SCHWÄCHEN, VIELE STÄRKEN
Obwohl Hovland nur 178 cm groß ist, verfügt er über eine erstaunliche Länge und kombiniert sie mit Genauigkeit. Er schlägt den Ball vom Abschlag im Schnitt 301,4 Yards weit und findet satte 75,5 Prozent der Fairways. Nur zwei Spieler auf der Tour haben einen höheren Prozentsatz.
„Es gibt keine wirklichen Schwächen in Viktors Spiel“, erklärt Knight. „Seine Drives sind eine große Stärke von ihm. Er schlägt den Ball so lang und mit sehr geringer Krümmung, dass der Ballflug vorhersehbarer ist und es einfacher ist, Fairways zu treffen.“
Und der Erfolg gibt dem Norweger recht, auch wenn er sich letztes Jahr auf der Korn Ferry Tour erst einmal Sporen verdienen musste. Bei den Finals holte er sich aber das Ticket für die PGA Tour und im Februar schaffte er in Puerto Rico den ersten Sieg auf höchster Ebene.
Und einmal mehr sorgte Hovland damit als nun offiziell erster norwegischer PGA Tour-Sieger für Sportgeschichte seines bis dato nicht gerade erfolgsverwöhnten Landes.
EIN BLICK AUF DIE ANFÄNGE
Doch wie kam Viktor eigentlich zum Golfspiel? Er war gerade einmal elf Jahre alt, als sein Vater, der in den USA arbeitete, einen Satz Golfschläger mit nach Hause brachte. Zu der Zeit begann er richtig zu trainieren und vermehrt Zeit auf dem Golfplatz zu verbringen.
„Ich spielte auch Fußball, war darin aber nicht sehr gut“, erinnert sich Hovland im Interview mit dem Golfstore-Magazin. Seine Kumpels wollten, dass er mit Fußball weitermacht, doch Viktor entschied sich für den Golfweg.
„Man muss spielen und Spaß haben, aber auch daran denken, wie man besser werden kann.“ Diesen Gedanken hatte er damals mit elf Jahren bereits und der hat sich bis heute tief eingeprägt. „Ich erinnere mich an die Zeit in der High School. Ich nahm für gewöhnlich jeden Tag den Bus zur Schule und schleppte eine Tasche mit Schulbüchern, eine zweite Tasche mit Trainingssachen und mein Golfbag mit. Der Bus war voller Leute und all die Sachen mitzuschleppen war nicht immer cool. Doch dann dachte ich einfach an meinen Traum PGA Tour und die Majors und dieser Traum half mir enorm!“
VIKTORS PROZESS-ZIELE
Anders als etwa ein Tiger Woods, der von Anbeginn Jack Nicklaus’ Major-Rekord von 18 Siegen brechen wollte, hat Viktor Hovland keine klar definierten Ergebnisziele. Er nennt seine Ziele vielmehr Prozess-Ziele. „Ich versuche einfach, jeden Tag besser zu werden. Ich möchte lernen, verschiedene Schläge besser auszuführen: hohe Schläge, flache Schläge, Draw, Cut – und wenn ich diese Ziele erreiche, weiß ich, dass ich auf dem Platz besser spielen werde.“
Oft als Supertalent beschrieben, hört der Norweger diese Bezeichnung eigentlich gar nicht so gerne. „Ich war als Junior nie der beste Spieler. Ich musste kämpfen und mir alles hart erarbeiten, um mit den Gleichaltrigen Schritt halten zu können. Doch ich trainierte hart und ich trainierte vor allem die richtigen Dinge. Das hat dazu geführt, dass ich mit jedem Jahr immer besser geworden bin.“
Heute ist er so gut, dass mittlerweile eine enorme Erwartungshaltung an den 23-Jährigen geknüpft wird. Doch mit der ihm typischen Unbekümmertheit lässt er sich auch von solchen Dingen nicht groß beeindrucken.
„Ich kümmere mich nicht so sehr darum, was andere von mir erwarten. Alles, was ich auf dem Platz mache, tue ich für mich selbst.“
Update der Redaktion: Gerade gewann Viktor Hovland am Wochenende die Mayakoba Golf Classic 2020 und damit seinen zweiten Titel auf der PGA Tour.
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