Portrait zum Sieg bei der Honda Classic 2022
Sepp Straka schreibt Golfgeschichte
Als erster Österreicher holt Sepp Straka bei der Honda Classic einen Titel auf der PGA Tour. Der 28-jährige gebürtige Wiener, der seit seinem 14. Lebensjahr in den USA lebt, darf nun sogar beim Masters aufteen.
Bei einsetzendem Starkregen am letzten Loch der Honda Classic 2022 trauten die amerikanischen Fans ihren eingetrübten Augen kaum. Nicht Lokalmatador Daniel Berger, der einen 5-Schläge-Vorsprung vor der Finalrunde versemmelte, und auch nicht der stark aufspielende irische Ryder Cupper Shane Lowry holten am selektiven Champions Course im PGA National den Sieg beim prestigeträchtigen Auftakt zum Florida-Swing auf der PGA Tour.
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Nein, es war der für die meisten Zuschauer völlig unbekannte Österreicher Sepp Straka, der mit drei starken Birdies auf den letzten fünf Löchern den Sack zumachte und so rot-weiß-rote Sportgeschichte schrieb.
Als Draufgabe landete Landsmann Matthias Schwab noch auf dem geteilten 7. Rang und komplettierte das Sensations-Ergebnis aus österreichischer Sicht.
„Das ist völlig verrückt. Ich muss das erst langsam realisieren“, fehlten Straka im Anschluss die Worte. Mutter Mary nahm ihren Sohnemann in die Arme und auch Sepps Ehefrau Paige buchte einen Last-Minute-Flug nach Palm Beach und wohnte der Sternstunde ihres Mannes live vor Ort bei.
Sepp ist mit dem Sieg bei der Honda Classic nun 1,4 Mio. $ reicher. Der Siegerscheck ist übrigens höher als sein Gesamtpreisgeld in jeder PGA-Tour-Saison zuvor.
Wichtiger für Straka ist aber die Tatsache, dass er damit auch seine PGA-Tour-Karte bis 2023/24 sicher in der Tasche hat.
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Dazu darf er in diesem Jahr bei den Major-Turnieren Masters und PGA Championship aufteen. Vor allem die Teilnahme im Augusta National lässt einen Jugendtraum von Sepp, der im selben Bundesstaat an der University of Georgia studierte, wahr werden.
„Es ist ein lebenslanger Traum von mir, beim Masters zu spielen, und in einem Monat ist es so weit. Das ist wirklich surreal.“
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Von Vienna nach Valdosta
Der Weg zum PGA-Tour-Champion ist ein wahrlich bemerkenswerter. Sepp Straka wuchs gemeinsam mit Zwillingsbruder Sam in Wien auf. Vater Peter arbeitet bis heute dort als Architekt und Mutter Mary betreute in frühen Jahren im Fontana Golf Club in Oberwaltersdorf den Pro-Shop.
Dort kamen Sepp und Sam auch anfänglich mit dem Golfsport in Berührung. Zunächst waren die Zwillinge zwar auf Fußball gepolt, wo Sepp die Position des Torhüters inne hatte. Nach einem Sommer-Camp in Fontana war es vor allem sein Bruder Sam, der darauf drängte, sich fortan stärker dem Golfspiel zu widmen.
Im Alter von 14 Jahren übersiedelten Sepp und Sam von Vienna, Austria, nach Valdosta, Georgia, wo die beiden zunächst die High School und danach die University of Georgia besuchten. Im Team der Georgia Bulldogs spielten sich die beiden ins Rampenlicht des Collegegolfs.
2016 wechselte Sepp ins Profilager, während der um zwei Minuten ältere Sam sich für einen Berufsweg im Immobiliengeschäft entschied. Doch bis heute sind die beiden nicht nur Brüder, sondern auch beste Freunde. „Auch wenn wir zwei golfverrückte Eltern haben, ist Sam der eigentliche Grund, warum ich Golf spiele“, sagte Sepp 2019, als er sich als erster Österreicher in der Geschichte eine Karte für die PGA Tour erspielte.
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Der doppelte Straka
Im letzten Jahr, als sich Sepp für die Olympischen Sommerspiele in Tokio qualifizierte, holte er sich Bruder Sam als Caddie ans Bag. Nach der ersten Runde führte der Österreicher mit einer 63 (-8) das Feld an, doch am Ende wurde es leider nichts mit der ersehnten Medaille für sein Vaterland.
Nichtsdestotrotz war es für die beiden ein unvergessliches Erlebnis. „Es war ein Traum für uns, zusammen da draußen zu sein, und wir hatten eine tolle Zeit“, sagte Sepp Straka. „Das war einer dieser Tage, die mir für immer in Erinnerung bleiben werden.“
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Straka ist übrigens Doppel-Staatsbürger (Österreich [Vater], USA [Mutter]) und spricht perfektes Englisch, was die US-Journaille bei der Honda Classic durchaus in Erstaunen versetzte. Wer eine Schwarzenegger-Färbung in seinem Zungenschlag erwartete, wurde mit einem dezenten Südstaaten-Akzent überrascht.
„Ja, meine Mutter kommt aus dem Süden Georgias“, lachte der 28-jährige gebürtige Wiener auf eine entsprechende Nachfrage zu seinem Akzent. Und ob er sich denn nun mehr als Österreicher oder Amerikaner fühle?
„Ich sagte früher immer, ich bin 50% Österreicher und 50% Amerikaner, aber ein Kumpel von mir meinte: „Nein, du bist 100% Österreicher und 100% Amerikaner. Und das trifft es denke ich sehr genau.“
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