Tom Weiskopf, Sieger von 16 Turnieren, darunter die British Open 1973, und Designer von 73 Golfplätzen weltweit, ist am 20. August verstorben. Er wurde 79 Jahre alt und hatte seit Ende 2020 mit Bauchspeicheldrüsenkrebs zu kämpfen.
Tom Weiskopf (Foto: picture-alliance) hat in seiner Karriere so ziemlich alle Facetten des Golfsports durchlebt, sei es als Tour-Spieler, als Golfkommentator im Fernsehen bis hin zum renommierten Golfplatzdesigner.
Weiskopf wurde am 9. November 1942 in Massillon, Ohio, geboren. Er spielte zunächst Golf an der Ohio State University und galt als „der nächste Jack Nicklaus“. 1964 wechselte er ins Profilager.
Mit seinem auffallend hohen Ballflug und seinem für diese Zeit enorm kraftvollen, dabei kontrollierten Spiel, gewann er zwischen 1968 und 1982 insgesamt 16 PGA-Tour-Titel. Und später weitere vier Mal auf der PGA Tour Champions, darunter die U.S. Senior Open 1995.
Darüber hinaus vertrat Weiskopf die USA bei zwei siegreichen Ryder-Cup-Austragungen, lehnte eine dritte Nominierung jedoch ab, was damals für Schlagzeilen sorgte.
Auf dem Golfplatz kämpfte er stets mit seinem Temperament, was dem 1,80 Meter großen Weiskopf den Spitznamen „The Towering Inferno“ einbrachte.
„Er hatte eine Wahnsinnskarriere“, so Tony Jacklin. „Er hatte Pech, dass er so oft auf Nicklaus traf. Dabei schätzte er Jack so sehr.“
Das Jahr 1973 war dabei das Jahr des Tom Weiskopf. Er gewann sieben Turniere, darunter mit der Open Championship in Royal Troon sein einziges Major bei den Herren.
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Tom Weiskopf, der „Underachiever“ …
Er war mit außerordentlich viel Talent gesegnet und verfügte über außergewöhnliche Fähigkeiten, so dass er oft als sogenannter „Underachiever“ betrachtet wurde. Also als einer, der wesentlich mehr hätte erreichen können.
So sagte er einmal, darauf angesprochen: „Ich hatte nicht wirklich die Leidenschaft oder den Ehrgeiz, den ich hätte haben sollen, auch wenn mich so ziemlich jeder dazu drängte. Golf war für mich eher ein Mittel zum Zweck. Es war ein Weg, meiner Familie das bestmögliche Leben zu bieten. Jagen, Fischen und die Natur waren mir wichtiger. Den Grand Slam der Schafe zu erreichen war mir wichtiger. Deshalb habe ich auch einmal auf die Teilnahme am Ryder Cup verzichtet, um meinen Grand Slam zu bekommen.“
Doch im Nachhinein bereute Weiskopf, der viermal Zweiter beim Masters wurde, dass er sein Potenzial nicht voll ausschöpfte.
… und Partylöwe …
„Ich hinterfragte mich selbst immer wieder: Warum habe ich das nicht getan? Warum konnte ich nicht trainieren? Warum habe ich getrunken? Nun, ich bin seit 20 Jahren nüchtern. Das ist meine größte Errungenschaft. Weil ich ein Partylöwe war, ein Typ, der Spaß hatte. Ich hatte so viel Talent, dass ich jederzeit einen Gang hätte zulegen können, wenn ich denn gewollt hätte, aber es war mir nicht wichtig.“
Tom Weiskopfs Aufnahme in die Hall of Fame wird schon seit Jahren diskutiert und viele seiner ehemaligen Kollegen unterstützen diese.
„Auf jeden Fall“, sagte Johnny Miller auf die Frage, ob Weiskopf es verdiene.
„Viele Spieler, die in die Hall of Fame kommen, waren nie die Besten, aber ihre Leistungen waren der Hall of Fame würdig. Aber wenn man so einen Lauf hat wie Tom 1973, kann man Größe auf zwei Arten betrachten: Es geht nicht nur darum, immer konstant gut zu sein, sondern es gibt einen Zeitpunkt in der Karriere, an dem man vielleicht der Beste der Welt war. Das ist für mich ebenso wichtig.“
Golf-TV-Kommentator und Platzdesigner
Weiskopf arbeitete nach seiner aktiven Karriere sowohl bei CBS als auch bei ABC/ESPN als Golfkommentator.
Während der letzten Runde des Masters 1986, als Jack Nicklaus das Turnier anführte, wurde Weiskopf gebeten, Nicklaus‘ Denkweise zu beschreiben. „Wenn ich gewusst hätte, wie er denkt, hätte ich das Turnier gewonnen“, sagte er damals.
Seine erfolgreichste Phase nach der als aktiver Spieler erlebte er aber als Golfplatzdesigner. Zunächst mit Jay Morrish und später Phil Smith als Partner. Er schrieb damals Jack Nicklaus zu, ihn auf die Idee gebracht zu haben, darin möglicherweise gut zu sein.
„Jack lud mich ein, mit ihm ein paar Plätze zu besichtigen“, erinnert er sich an seine Einführung in das Golfplatz-Design-Business.
„Als Architekten sind wir uns nicht immer über die Strategie eines Lochs im Klaren, und ich wurde immer wieder gefragt: ‚Tom, was meinst du?‘ Ein oder zwei meiner Vorschläge wurden dann tatsächlich umgesetzt, und das gab mir die Zuversicht, dass sich eines Tages eine Gelegenheit für mich ergeben könnte. Und so war es dann auch.“
Zu den bekanntesten Designs Weiskopfs zählt der TPC Scottsdale, Austragungsort der Phoenix Open auf der PGA Tour. Zudem der Umbau von Torrey Pines (Nord), wo auch die Farmers Insurance Open auf der PGA Tour gespielt wird.
Tom Weiskopf brachte das angreifbare Par 4 wieder in Mode
Ihm wird oft nachgesagt, dass er das vom Tee angreifbare Par 4, das er in viele seiner Entwürfe einzubauen versuchte, wieder in Mode gebracht haben soll.
„Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich in St. Andrews spielte. Das war, glaube ich, 1970 und ich schlug den Ball auf das Grün der Löcher 9, 10, 12 und 18. Ich habe es zwar nie am selben Tag geschafft, weil sie alle in unterschiedliche Richtungen führten. Ich denke, es sollte aber nicht anders sein als ein erreichbares Par 5. Ich habe Jay (Morrish, d. Red.) gesagt, dass ich auf allen unseren Golfplätzen ein erreichbares Par 4 einplanen möchte. Er sagte, das sei eine großartige Idee“, so Tom Weiskopf.
„Ich habe auf allen 73 Golfplätzen, die ich designt habe, mindestens eines, wenn nicht sogar zwei, eingebaut. Ich glaube, es funktioniert am besten am 16. oder 17 Loch. Man schafft es nicht immer, das Grün zu treffen. Ich würde sagen, drei Viertel der Löcher liegen im Bereich zwischen 300 bis 330 Yards. Das ist mir besonders aufgefallen, als ich in St. Andrews spielte.“
Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs
Im Dezember 2020 wurde bei Tom Weiskopf Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, nachdem er während der Wiedereröffnung des Troon Country Club in Scottsdale, Arizona, starke Schmerzen im Magen verspürte.
Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Montana unterzog er sich einer umfassenden Untersuchung, bei der eine Läsion in der Bauchspeicheldrüse festgestellt wurde. Er kämpfte bis zuletzt unerbittlich, unterlag dem Kampf aber schließlich am 20. August.
Tom Weiskopf wird der Golfwelt für immer in Erinnerung bleiben.
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