Die Premiere des Augusta National Women’s Amateur endet mit dem Sieg der großen Favoritin.
Aus Augusta berichten Oskar Brunnthaler und Thomas Fischbacher
Es dauerte nicht lange an diesem Finaltag des Augusta National Women’s Amateur, bis feststand, dass zwei Teilnehmerinnen den Sieg unter sich ausmachen würden: Jennifer Kupcho, 21, aus Colorado, und Maria Fassi, 21, aus Mexiko. Kupcho galt als Weltranglistenerste bereits vor dem Turnier als Favoritin bei diesem speziellen Turnier. Auch Fassi gehörte zum erweiterten Favoritenkreis.
Beide Protagonistinnen hatten sich Ende 2018 einen Status auf der LPGA Tour erspielen können, sich aber dazu entschieden, zunächst das Studium zu beenden und nicht ins Profilager zu wechseln.
Von hinten kam keine Spielerin mehr an das Duo ran, was bedeutete: direkter Zweikampf, der bis zur 16. Bahn ausgeglichen verlief. Erst führte Kupcho, dann übernahm Fassi, Kupcho glich mit einem spektakulären Eagle (dem einzigen des Turniers) auf der 13 aus und vor den weltberühmten Schlussbahnen 16, 17 und 18 lagen beide bei 8 unter Par.
Vorentscheidung auf der 16
Bahn 16 brachte der Amerikanerin schließlich den entscheidenden Vorteil. Die Fahne steckte auf dem Par 3 mit dem Teich auf der linken Seite wie traditionell am Finalsonntag der Herren. Hinten links, nahe am Wasser – unterhalb der großen Welle im Grün. Kupchos Schlag landete im Hang und lief zur Fahne hinunter, Fassis kam rechts vom Hang zur Ruhe.
Nur wenige Meter machten in dieser Situation den Unterschied zwischen Ein-Putt (Kupcho) und Drei-Putt (Fassi); zwischen Birdie und Bogey und am Ende auch zwischen Titel und Platz zwei.
Nach zwei Pars auf der 17 passierte auch auf Bahn 18 keine Wendung mehr in diesem spannenden Zweikampf. Die große Favoritin wurde ihrer Rolle gerecht, sie lochte auf der 18 sogar noch aus sechs Metern zum Birdie und Sieg mit Stil. Ihr Vorsprung bei zehn unter Par: vier Schläge.
Es folgten innige Umarmungen, eine Dusche mit Wasser, die herzliche Gratulation der Schirmdamen Nancy Lopez und Annika Sørenstam, die sich früh morgens masters-like zum Ehrenabschlag versammelten sowie ein eher steifer Handschlag mit Bubba Watson, der selbstverständlich sein grünes Jackett anhatte.
Drei-Putt durch Migräne
„Es war für mich schon eine große Ehre, am Mittwoch den ersten Schlag des Turniers auszuführen“, erklärte Kupcho. „Dass ich am Ende auch den letzten Putt zum Sieg versenken durfte, war unglaublich.“
„Auf der 8 habe ich einen Migräne-Anfall bekommen und verschwommen gesehen“, fügte Kupcho hinzu. „Deshalb war ich auch nach dem Drei-Putt auf der Zehn nicht wirklich enttäuscht. Ich habe mir nur gesagt, ‚Bleib cool und entspannt‘. Ich weiß, dass diese Phasen meistens schnell wieder vorbei gehen und dann blieb ja noch Zeit, mich vom Ergebnis her zu erholen.“
Großer Tag für den Golfsport
Zu den Gewinnern dieser Woche zählte aber nicht nur Jennifer Kupcho, sondern das Damengolf an sich. Zwei aufstrebende Nachwuchs-Akteurinnen, die in Zukunft mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf der LPGA Tour abschlagen werden, auf allerhöchstem Niveau duellierend auf Augustas großer Bühne. Tausende Zuschauer wollten sich die Premiere nicht entgehen lassen. Es war ein großer Tag für Jennifer Kupcho und ein großer Tag für den Golfsport.
Aus deutscher Sicht gab es keine großartigen Leistungen zu vermelden. Leonie Harm, als amtierende British Amateur-Gewinnerin qualifiziert, verpasste den Cut deutlich. „Einfach nicht gut gespielt“, so lautete ihr Fazit. Ein mittlerer Trost: Nach den ersten beiden Runden im Champions Retreat Golf Club durften alle Teilnehmerinnen zur Proberunde auf den heiligen Rasen. So kam auch Harm zu ihrem Augusta-Debüt. Ebenso Sophie Hausmann, die den Sprung in die Finalrunde ebenfalls nicht schaffte.
Zwei Mal auf dem heiligen Rasen durfte Emma Spitz, 18, aus Österreich abschlagen. Die erste österreichische Gewinnerin einer Girls’ British Open beendete ihre erste Wettkampfrunde in Augusta mit einer 80 und kam auf Rang 30 über die Ziellinie.
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