Zum zweiten Mal wird dieses Jahr das Amundi German Masters auf dem Südplatz des Golf & Country Clubs Seddiner See ausgetragen. Er ist der einzige Golfplatz in Deutschland, den Designer-Legende Robert Trent Jones Junior gestaltet hat. Von Reinhold Schnupp.
Der Meister sitzt im Medienzentrum des Augusta National Golf Club und es scheint, als würde er Audienz halten.
Der Platz an seiner Seite bleibt kaum leer: Steht ein Gesprächspartner auf, setzt sich der nächste. Auf einen Japaner folgt ein Brite, nun darf auch der Deutsche zum Gespräch mit Robert Trent Jones Junior.
Jones Jr. ist weit über die Grenzen der USA bekannt, oder sollte man besser sagen: berühmt? Die Golfplätze, die er gebaut hat, besitzen den Ruf des Außergewöhnlichen.
Bis heute hat er rund 280 Plätze entworfen, allerdings nur einen in Deutschland. In Berlin, nur ein paar Kilometer vom Ku’damm entfernt, 30 Minuten benötigt der Golfer mit dem Auto nach Seddin, zum Südplatz des Golf & Country Clubs Seddiner See.
Große Namen haben sich verewigt
Auch dieser Platz hebt sich ab von dem sonst schon sehr hohen Niveau der Golfanlagen in Berlin und Umgebung. Die Stadt ist nicht nur die politische Metropole Deutschlands. Sie ist auch das Zentrum des deutschen Golfs, jedenfalls wenn es um die Dichte herausragender Golfplätze geht.
Arnold Palmer hat hier gebaut, Sir Nick Faldo (beide in Bad Saarow), Sandy Lyle (Wilkendorf), und Bernhard Langer (Stolpe). Zudem die deutsche Elite von Kurt Rossknecht (Motzen) über Rainer Preißmann (Seddin Nord) bis zu Christoph Städler (Märkischer GC).
Fast scheint es, als ob jeder, der in Deutschland auf sich aufmerksam machen wollte, seine Spuren irgendwo im märkischen Sand hinterlassen musste.
Qualität beim Platzdesign zieht in der Regel auch großen Sport an. Deswegen fanden in Berlin-Brandenburg schon Veranstaltungen wie die Amateur-Weltmeisterschaften (Bad Saarow), die German Open (Wannsee) oder das German Masters der Brüder Langer in Motzen statt.
Seit vergangenem Jahr wird nun das Amundi German Masters der LET in Seddin ausgetragen, auf dem wohl besten Turnierplatz des Landes.
Auf Wunsch von Bismarck
Robert Trent Jones Jr. erinnert sich noch gut, als er das Gelände das erste Mal in Augenschein nahm.
„Mich hatte damals Bismarck eingeladen. Er sagte mir, dass ihm das Design meiner Plätze gefällt. Also kam ich 1991 nach Berlin und sah ein friedliches Stück Land, das einmal ein Acker gewesen war. Der Wunsch von Fürst Bismarck lautete, dass in Seddin ein Meisterschaftsplatz für Berlin entstehen solle.“
Auch in Seddin ging Jones Jr. nach dem Plan vor, den er immer verfolgt. Bevor er ein Design entwirft, geht er das Gelände des zukünftigen Platzes zu Fuß ab.
„Mit einem Helikopter fliege ich nur selten über das Gelände, eigentlich nur dann, wenn ein Kurs in den Alpen oder den Rocky Mountains entstehen soll, das Terrain also sehr hügelig ist.“
Seddin bietet ein flaches, weites Gelände, zu dessen Charakteristika der Große Seddiner See gehört. Dieser See spielt eine besondere Rolle für die Versorgung der beiden 18-Loch-Plätze, denn bereits die Gründerväter vereinbarten mit der Naturschutzbehörde des Bezirks Michendorf, dass der Golf & Country Club Seddiner See jedes Jahr eine bestimmte Menge an Wasser zur Beregnung aus dem See entnehmen darf.
Im Gegenzug verpflichte ten sich die Seddiner, die Wasserqualität durch Sanierungsmaßnahmen zu verbessern. Heute hat der See Trinkwasserqualität, wovon niemand nach der Wende je zu träumen wagte. Diese Vereinbarung, die für alle Beteiligten viele Vorteile beinhaltet, läuft noch bis 2026.
Sorgenkind Wasser
In der Zwischenzeit sind allerdings Probleme durch die Trockenheit in Brandenburg infolge der geringen Regenmengen der vergangenen Jahre entstanden.
Außerdem erfreut sich die Gegend unweit der Stadtgrenze großer Beliebtheit, sodass viele neue Einfamilienhäuser mit Gärten gebaut wurden und oft auch private Brunnen entstanden.
All dies hatte zur Folge, dass der Grundwasserspiegel sank. „Ich habe noch gar nicht gehört, dass Wassermangel auch in Berlin Brandenburg ein Problem ist“, sagt Jones Jr.
Der erfahrene Platzarchitekt, der in Kalifornien zu Hause ist, hat mit diesem Thema in der Vergangenheit schon häufig zu tun gehabt. „Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die Plätze so zu verändern, dass sie auch trockene Perioden überstehen“, sagt Jones Jr.
In Seddin hört man solche Aussagen gerne, obwohl im vergangenen Herbst und Winter Entwarnung gegeben werden konnte. Es regnete so viel wie seit 20 Jahren nicht mehr, was dazu führte, dass sogar vom Clubgelände wieder Wasser an den See abgegeben werden konnte, wie der Clubmanager des Golf & Country Club Seddiner See, Jochen Hornig, erklärt.
Das bedeutet auch, dass die Grundlagen für die Vorbereitung auf das Amundi German Masters deutlich besser sind als noch im trockenen Vorjahr. Dennoch wird sich der Platz mittelfristig sehr wahrscheinlich verändern. Es gibt Ideen, wasserresistentere Gräser zu säen und die Roughbereiche, die nicht beregnet werden müssen, zu erweitern.
„Seddin-Süd ist ein Heiligtum …“
„Wir würden allerdings niemals etwas am Layout des Platzes verändern. Das ist ein extrem sensibles Thema“, so Hornig.
Und aus diesem Grund stehe man bereits in Kontakt mit Jones Jr. „Seddin-Süd ist ein Heiligtum“, so Jochen Hornig.
Was den Turnierplatz des Amundi German Masters aus der Vielzahl der Turnierorte hervorhebt, sind zunächst einmal die „Leuchttürme“ des Platzes. So nennt Jones Jr. die Bunkerlandschaften, die den optischen Eindruck des Kurses bestimmen.
Vergangenes Jahr erhielten die kunstvoll geformten, teils riesigen Hindernisse neuen Sand, der sich seitdem gesetzt hat und dadurch berechenbarer zu spielen ist. Die Rolle, die sich der Platzdesigner selbst zuteilt, beschreibt er mit einer schönen Allegorie: „Ich bin der Torwart meiner Plätze, der die Angriffe der Spieler mit ihren Schlägen durch kreatives Design abwehrt.“
Das große Finale
Die Sandhindernisse sind aber nur eine Seite des Anforderungsprofils: „Wir haben der Landschaft am Seddiner See durch den Bau großer Bunker, Teiche und weitläufiger Bodenmodellierungen eine neue Struktur gegeben. Das wirkt sich auf die Spielstrategie aus“, so Jones Jr.
Bei der Premiere 2022 verstanden es die Spielerinnen, die Bunker geschickt aus dem Spiel zu nehmen. Entscheidender waren eher die beiden Schlusslöcher, die so angelegt sind, dass sie noch einmal eine echte Herausforderung sind: Bahn 17 ist ein Par 3, dessen kleines Grün schwer zu treffen ist.
Und das Finale wird als langes Par 4 durch den Teich dominiert, der die parallel verlaufenden Spielbahnen Neun und 18 trennt, die am Ende dann in ein riesiges Doppelgrün verschmelzen.
Zu genau diesem 18. Grün des Südkurses gebührt Robert Trent Jones Jr. dann auch das Schlusswort. „Es ist ein dramatisches Finale, das wie eine Sinfonie endet. Nehmen wir Beethovens Fünfte. Sie trägt Elemente, die mich an spätere Rockmusik erinnert.
Und wie das Ende dieser Sinfonie klingt, so wollte ich in Seddin auch ein großartiges Finale schaffen, die Runde mit einer wunderschönen Melodie enden lassen. Die einen werden diese Löcher mit Vergnügen spielen, andere werden sie verwünschen. Aber so oder so, jeder wird dieses Finale mit Sicherheit in Erinnerung behalten.
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