Die Kapitäninnen, Teams, Rivalitäten und der Golfplatz ...
Solheim Cup 2023: Hattrick auf der Finca?
Solheim Cup 2023. Historisches winkt Team Europe, das diese Woche im andalusischen Finca Cortesin den Hattrick an Solheim-Cup-Siegen anstrebt. Eine Analyse der beiden Teams, des Platzes und einer emotionalen Rivalität, die jederzeit Gefahr laufen kann, überzukochen.
Vor zwei Jahren fanden der Solheim und der Ryder Cup im selben Monat statt. In diesem Jahr gehen sie an zwei aufeinanderfolgenden Wochen über die Bühne – eine noch nie dagewesene Ballung an kontinentalen Vergleichskämpfen – bevor der Solheim Cup ab 2024 wieder in die geraden Jahre wechseln wird.
Auch werden beide Matches am Mittelmeer stattfinden: zuerst die Frauen vom 22. bis 24. September an der Costa del Sol, dann die Männer vom 29. September bis 1. Oktober in Rom.
Europa verteidigt den Solheim Cup nach aufeinanderfolgenden Siegen in Gleneagles und Inverness, Ohio, beide unter der Kapitänsbinde der Schottin Catriona Matthew.
Die Amerikanerinnen leiden immer noch unter den beiden Niederlagen und wollen mit einem völlig neuen Team die Trophäe zurückgewinnen. Die Gastgeberinnen spielen zwar im heißblütigen Spanien, aber die neue Kapitänin und zwei ihrer wohl heißesten Rookies stammen aus dem coolen Skandinavien.
Das letzte Mal, dass Europa und die USA in Südspanien gegeneinander antraten, war übrigens beim Ryder Cup 1997 in Valderrama – ein dramatischer, kontroverser und zweitweise auch chaotischer Klassiker.
Niemand würde sich aber wohl beschweren, wenn sich dieses Szenario wiederholen würde.
+++ Zum Thema: Solheim-Cup- Team-Europe von Celine Boutier angeführt +++
Solheim Cup 2023: Die Kapitäninnen
Suzann Pettersen verkörpert perfekt den Gegensatz von Temperament und Stil und nahm bereits neunmal am Solheim Cup teil. Sie war immer eine Anführerin auf dem Platz – eine Schildmaid mit wallendem blonden Haar und wütenden Triumphschreien.
2019 war sie in Gleneagles aus der mutterschaftsbedingten Auszeit zurückgeholt worden, lochte den Putt zum Sieg, schrie vor Jubel wie eine Sirene – und verabschiedete sich noch an Ort und Stelle in den Ruhestand.
Stacy Lewis hingegen ist eine Veteranin mit stählernem Blick und immerhin vier Solheim-Cup-Teilnahmen. Äußerlich kühler als Pettersen, ist ihre Leidenschaft für das Duell aber nicht weniger tief verankert und ihr Antrieb offenbart sich in ihrer Vergangenheit.
Als Teenager litt sie unter einer Verkrümmung ihrer Wirbelsäule, musste sich mehreren Operationen unterziehen. Sie überwand den damit verbundenen Schmerz und gewann 13 Mal auf der LPGA Tour, wo sie immer noch spielt und als Player‘s Director fungiert.
+++ Zum Thema: Solheim-Cup-Team-USA steht bereit +++
Kontroversen
Wer meint, beim Ryder Cup ginge es heiß zu, der sei ebenso herzlich willkommen beim Solheim Cup. Da, wo Jubel und Groll gleichsam nah beieinanderliegen.
Im Jahr 2000 beispielsweise wurde Annika Sörenstam von ihren Gegnerinnen dazu verdonnert, einen Chip, den sie gerade eingelocht hatte, erneut zu spielen. Der Grund: Sie beharrten darauf, dass die Schwedin noch nicht an der Reihe gewesen war.
Annika konnte das Kunststück mit heißen Tränen des Zorns in den Augen nicht wiederholen. Doch ein wutentbranntes europäisches Team sollte in der Folge nicht mehr zu stoppen sein und einen historischen Triumph feiern.
Oder im Jahr 2015, als die Amerikanerin Alison Lee in St. Leon-Rot ihren Ball aufhob, in der Annahme, ihr Putt sei ihr geschenkt worden. Das war aber nicht der Fall, und Suzann Pettersen war damals außer sich, dass Lee mit diesem Patzer davonkommen sollte.
Auch hier ging die aufgestaute Wut nach hinten los. Die Amerikanerinnen solidarisierten sich mit ihrer Teamkollegin und sorgten ebenfalls für eine historische Aufholjagd, holten einen denkwürdigen Sieg.
Analogie zum Ryder Cup
Das erstmals 1990 ausgetragene transatlantische Duell der Frauen ähnelt dem Pendant der Männer vor allem darin, dass die Amerikanerinnen zunächst gefühlt immerzu die Oberhand behielten.
Tatsächlich gewann Europa nur drei der ersten elf Duelle. Die letzte Niederlage davon war die erste, die an Europas Ryder-Cup-Renaissance erinnerte.
Ähnlich wie Seve Ballesteros bei der Niederlage im Jahr 1983 Hoffnung witterte, bevor Europa 1985 zu Hause und 1987 zum ersten Mal auf U.S.-Boden siegte, leisteten die europäischen Damen 2009 erbitterte Gegenwehr, bevor sie 2011 in Irland gewannen. Und zwei Jahre später erneut in Denver, Colorado.
Aktuell hat Europa vier der letzten sechs Duelle gewonnen und könnte in diesem Jahr zum ersten Mal in der Geschichte den Hattrick schaffen.
Solheim Cup 2023: New Kids on the Block
Die schwedischen Freundinnen Linn Grant und Maja Stark sind Europas nicht mehr ganz so geheime neue Waffen. Die 24-jährige Grant wurde erst vor zwei Jahren Profi, hat aber seitdem bereits sechsmal auf der LET und einmal auf der LPGA Tour gewonnen.
Ihre herausragendste Leistung war ein schier unglaublicher Triumph mit neun Schlägen Vorsprung beim Scandinavian Mixed 2022.
Die 23-jährige Stark hat mit sechs LET-Siegen und einem auf der LPGA Tour eine identische Bilanz. Zusammen könnten sie für ordentlich Zündstoff sorgen.
Aber auch die Amerikanerinnen verfügen über einen „Rookie-Wow-Faktor“ in Form des Majorsieger-Duos Allisen Corpuz und der neuen Nummer 1 der Welt, Lilia Vu.
Alle Augen werden auch auf das Ausnahmetalent Rose Zhang gerichtet sein. Sie war 141 Wochen lang die weltbeste Amateurin, bevor sie als erste Profispielerin seit 1951 bei ihrem LPGA-Debüt prompt gewann.
Es kann davon ausgegangen werden, dass sie in den kommenden Jahren zu einer tragenden Säule des U.S.-Teams avancieren wird.
Früher waren die Amerikanerinnen auf dem Papier klar im Vorteil. Beim Blick auf die Damenweltrangliste war in diesem Jahr allerdings kaum ein Unterschied auszumachen.
Die U.S.-Ladies liegen zwar bei gewonnenen Majors vorne, aber die Europäerinnen sind hinsichtlich der Anzahl ihrer Solheim-Cup-Auftritte erfahrener.
Entscheidend könnte auch sein, dass der Kern des Teams aus 2021 unverändert geblieben ist.
Der Golfplatz: Finca Cortesin
Von Cabell Robinson entworfen, war Finca Cortesin bereits Austragungsort zahlreicher hochkarätiger Turniere. Darunter die Volvo World Match Play Championship (2009, 2011, 2012).
Mit über 6.800 Metern Länge, großen, ondulierten Grüns und über 100 Bunkern ist dies zudem eine der längsten Anlagen Europas.
„Finca Cortesin ist definitiv der beste Austragungsort des Solheim Cups bisher. Das Resort verfügt über fantastische Einrichtungen, ein unglaubliches Hotel und einen der besten Golfplätze Europas“, so Suzann Pettersens Einschätzung.
0 Kommentare