Thomas Pieters sichert sich den Sieg bei der Abu Dhabi HSBC Championship. Der Belgier ist auf einem gutem Weg, zu alter Stärke zurückzufinden.
Thomas Pieters hatte 2016 nicht zuletzt mit seinem unerschrockenen und spielerisch überragenden Auftritt beim Ryder Cup in Hazeltine hohe Erwartungen geweckt. Viele sahen in dem jungen, athletischen Belgier einen der großen europäischen Stars der Zukunft. Wer sich beim wichtigsten Event des Golfzirkus so präsentiert, in dem schlummert das Potential für die großen Titel – so die einhellige Meinung.
Doch nach dem Glanz auf der größtmöglichen Bühne blieben die nächsten großen Schritte aus. Einige Jahr vergingen ohne große Auftritte des heute 29-Jährigen mit den mächtigen Abschlägen samt Lehrbuch-Schwung. Pieters schrieb hingegen das ein oder andere Mal Schlagzeilen, weil er überaus wütend wurde. Es lief nicht allzu viel zusammen. Bei den beiden Ryder-Cup-Austragungen in Paris und Whistling Straits war er noch nicht einmal im erweiterten Blickfeld der Kapitäne.
Erst im vergangenen Herbst gelang eine kleine Wende. Pieters sicherte sich beim eher kleineren Turnier an der portugiesischen Algarve seinen fünften Titel auf der Tour. Er verbesserte in der Folge wieder unter die Top 100 der Golfwelt.
Das Formhoch konnte er auch über die Winterpause konservieren. Bei der hochdekorierten Abu Dhabi HSBC Championship kam er mit einem Gesamtergebnis von zehn unter Par über Ziellinie. Die Folge: Der sechste Tour-Sieg mit einem Schlag Vorsprung auf Shubhankar Sarma sowie Rafa Cabrera-Bello.
Die zwei Gesichter von Yas Links
Der Jahresauftakt der DP World Tour ging erstmals nicht im Abu Dhabi Golf Club, sondern auf dem linksähnlichen Kurs von Yas Links über die Bühne. Und schnell wurde es unterhaltsam. Während es am ersten Tag tiefe Ergebnisse und neue Platzrekorde zu bestaunen gab, kamen am Freitag kaum mehr Runden unter 70 Schlägen zu Stande. Der Wind hatte deutlich aufgefrischt und verwandelte die 18 unterhaltsamen Bahnen von einer Birdie-Spielwiese zum bissigen Monster.
Auch Pieters Ergebnis spiegelte die gegensätzlichen Bedingungen wieder. Auf eine 65 am Donnerstag folgte eine 74 am Freitag. Eine weitere 67 bei immer noch windigen Verhältnissen katapultierte den Belgier schließlich in die letzte Gruppierung des Sonntags.
Abu Dhabi: So lief der Sonntag
Am Sonntag ging es rund. Scott Jamieson startete mit einem Schlag Vorsprung in die Finalrunde, doch vier Bogeys an den ersten fünf Löchern ließen ihn schnell zurückfallen. Shane Lowry eröffnete das Finale mit einem Triple-Bogey und verabschiedete sich so aus dem Rennen. Auch Viktor Hovland konnte nach einem dreifachen Schlagverlust an Bahn drei nicht mehr an den Belgier heran.
Rory McIlroy übte ebenfalls zwischenzeitlich Druck auf den Führenden aus. Ein spektakuläres Eagle auf der Neun sowie drei Birdies zu Beginn der Back Nine brachten den Nordiren nahe heran, doch auch ihm ging am Ende (drei Bogeys im letzten Drittel) die Luft aus.
Rory McIlroy hole-out eagle!#ADGolfChamps | #RolexSeries pic.twitter.com/fvOLsbpJmY
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The biggest win of @Thomas_Pieters‚ career!
He becomes the first Belgian winner of a Rolex Series event. #ADGolfChamps | #RolexSeries pic.twitter.com/KEiLIC5XZG
— DP World Tour (@DPWorldTour) January 23, 2022
Thomas Pieters: “… dann macht es Spaß”
Pieters spielte auf dem Par 5 der 18 schließlich ein defensives aber siegbringendes Par. Das Gesamtergebnis von zehn unter Par reichte zum sechsten und bisher größten Sieg der Laufbahn. Der Lohn: knapp über 1,2 Millionen Euro. Und der Sprung unter die Top 40 der Welt.
„Ich hatte meinen Ball den ganzen Tag gut unter Kontrolle“, erklärte Pieters.
„Am Anfang war ich ziemlich zuversichtlich, aber am Ende wurde es eng. Am letzten Loch habe ich gekniffen – ich wollte das Grün angreifen, aber mein Caddie sagte mir, dass ich zwei Schläge Vorsprung hätte, also entschied ich mich für ein Lay-up. Wenn man seinen Golfball kontrolliert, macht es Spaß. Man kann kreativ sein, und so habe ich mich da draußen gefühlt.“
2023 geht in Italien der nächste Ryder Cup über die Bühne. Aktuell würde es keinen verwundern, wenn Europa in Rom mit einem furchtlosen belgischen Punktegaranten ins Rennen geht.
Wiesberger vorne dabei
Als bester deutschsprachiger Starter beim Rolex-Series-Turnier kam Österreichs Bernd Wiesberger – schlaggleich mit Rory McIlroy – als Zwölfter ins Ziel. Max Kieffer teilt Rang 65. Für den deutschen Senkrechtstarter Matthias Schmid, Matthias Schwab und Lukas Nemecz (beide Österreich) endete das Turnier vorzeitig.
Martin Kaymer wird nach der Geburt seines Sohnes frühestens Ende Februar wieder bei einem Golfturnier dabei sein.
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