Fantastic Mr. Fox. Ryan Fox erobert 2022 die DP World Tour im Sturm und hatte nach zwei Siegen und sieben Top-10-Platzierungen sogar die Chance, die Jahreswertung im Race to Dubai für sich zu entscheiden. Im GOLF TIME-Exklusivinterview gibt der 35-jährige Neuseeländer unter anderem Einblicke, wie es zu der Formexplosion kam.
Er ist bereits 35 Jahre alt und darf dennoch getrost als der „Shootingstar“ der diesjährigen DP-World-Tour-Saison bezeichnet werden. Ryan Fox hat die Saison 2022 hinter Spitzenreiter Rory McIlroy auf dem zweiten Platz in der Race to Dubai-Jahreswertung beendet.
Fox, Sohn der neuseeländischen Rugby-Legende Grant Fox, lag noch vor einem Jahr außerhalb der Top 200 in der Weltrangliste, darf sich aber schon jetzt über die beste Saison seiner Karriere freuen:
Der Triumph bei der Alfred Dunhill Links Championship in St. Andrews war nach dem Ras Al Khaimah Classic sein zweiter Sieg in der DP-World-Tour-Saison 2022.
Zusätzlich notierte Fox noch sieben Top-10-Platzierungen in diesem Jahr und kassierte allein 2022 über 2,6 Millionen Euro Preisgeld.
Wir trafen Srixon-Markenbotschafter Ryan Fox im spanischen Sotogrande zum exklusiven GOLF TIME-Talk, wo er uns Rede und Antwort stand.
Ryan, deine Saison war bislang ausgesprochen erfolgreich mit den zwei Highlight-Siegen in Ras Al Khaimah und kürzlich an der Wiege des Golfsports in St Andrews. Wie siehst du deine Entwicklung und was sind deine nächsten Ziele?
Um ehrlich zu sein, die Saison hat alle Erwartungen weit übertroffen. Jeder Teil in meinem Spiel hat wirklich toll funktioniert.
Ich konnte das Putten in diesem Jahr stark verbessern, aber auch alle anderen Aspekte meines Spiels waren sehr solide. So oft vorne mitzumischen und zwei Titel zu holen, ist wirklich cool.
Nach vorne schauend möchte ich nicht viel anders machen und das Momentum beibehalten.
2023 werde ich die Gelegenheit haben, vermehrt in den USA zu spielen und ich freue mich darauf, öfter gegen die besten Spieler der Welt anzutreten und mich mit ihnen zu messen. Und dann werden wir sehen, ob ich mit ihnen mithalten kann.
Der Sieg in St. Andrews war extrem emotional für dich?
Ja, ich musste die ganze Zeit an meinen Kumpel Shane Warne (Anm. d. Red. Australische Cricket-Legende, die im März 2022 an einem Herzinfarkt verstarb) denken, mit dem ich in den letzten Jahren hier immer gemeinsam in der ProAm-Wertung ein Team bildete.
Es ist schrecklich und traurig, dass er nicht mehr dabei sein konnte. Er bedeutete mir und insbesondere bei diesem Event enorm viel. Er war ein richtiger Freund.
Aber es waren auch meine Eltern für einen Monat in Europa und erlebten den Sieg in St. Andrews live vor Ort mit. Es war toll, den Sieg mit ihnen gemeinsam feiern zu können.
Wie siehst du deine Chancen, das Race to Dubai vielleicht als Erster abzuschließen?
Ehrlich gesagt versuche ich, nichts groß anders zu machen als bisher. Ich war dieses Jahr wirklich gut darin, nicht an die äußeren Einflüsse zu denken, sondern mich nur auf den Golfplatz, auf dem ich spiele, zu fokussieren und einen Schlag nach dem anderen zu machen.
Ich weiß, das ist klischeehaft, aber es funktioniert. Ich möchte den Jungs vorne einen guten Fight liefern, aber ich muss am Ende des Jahres schon etwas ziemlich Beeindruckendes schaffen, um an Rory noch vorbeizukommen.
Aber gut, es sind schon unwahrscheinlichere Dinge passiert und ich werde einfach mein Ding machen und dann werden wir ja sehen, was dabei rauskommt.
Es gab bei den Fans ein wenig Aufregung, weil du für den Presidents Cup keine Wildcard bekommen hast. Wie groß war die Enttäuschung, nicht dabei gewesen zu sein und hast du das Geschehen verfolgt?
Ja, natürlich war ich enttäuscht, denn ich denke, ich habe mir eine gute Chance gegeben. Hätte man das Team sechs Wochen früher zusammengestellt, wäre es wohl weitaus schwieriger gewesen, mich außen vor zu lassen.
Ich habe aber in den Wochen vor der Vergabe der Wildcards nicht viel gespielt und wahrscheinlich ist es ein wenig das „Aus dem Auge, aus dem Sinn“-Prinzip.
Ich hätte sehr gerne gespielt, aber ich kann auch ein wenig verstehen, warum mich Kapitän Trevor Immelman nicht berücksichtigt hat. Was das Event betrifft:
Ja, es war natürlich ein richtig harter erster Tag. Danach hat das Team International aber gut gekämpft. Ich habe mir schon einiges davon im Fernsehen angeschaut. Es ist ein großartiger Golfplatz.
Ich habe Quail Hollow selbst vor ein paar Jahren bei der PGA Championship gespielt und der Platz kam am Bildschirm richtig gut rüber.
Ich denke, die Internationals haben es weit spannender gemacht als die meisten gedacht hätten. Es ist ein tolles Event und ich hoffe, dass ich in Zukunft die Gelegenheit haben werde, als Spieler dabei zu sein.
Am Ende war es aber doch wieder eine klare Niederlage für die Internationals, die neunte in Folge. Es kam daher etwa von Paul McGinley die Idee auf, künftig LPGA-Spielerinnen zu inkludieren und es zu einem Mixed Event zu machen. Was hältst du von so einer Idee und wie siehst du generell die Zukunft des Presidents Cups?
Die Verlierer-Bilanz hilft den Internationals natürlich nicht groß, wenn wir in die Zukunft blicken. Ich denke, dass es noch ein paar Austragungen mit dem bestehenden Format geben wird.
Und wenn die Internationals eine oder mehrere davon gewinnen könnten, würde das dem Ganzen ein wenig Rückenwind verleihen.
Aber ich kann auch die Rufe nach einer Änderung gut verstehen. Mixed Events haben sich überall auf der Welt sehr gut etabliert. Ob das nun den Presidents Cup oder einen neu zu gründenden Event beträfe, ein solches Mixed-Format wäre sicher cool.
Aber das müssen Leute, die weit klüger sind als ich, sich überlegen und entscheiden, in welcher Form das umzusetzen wäre. Einen Markt dafür gibt es aber mit Sicherheit.
Was Neuseeland betrifft, gibt es zwei Namen, die einem sofort in den Sinn kommen: Michael Campbell (U.S. Open-Champion 2005) und Steve Williams (ehemaliger Caddie von Tiger Woods). Wie einflussreich waren diese Personen für deine Karriere und wie nahe stehst du ihnen?
Ich kenne Steve sehr gut. Er ging mir schon ein paar Mal als Caddie zur Hand, wo ich ihn näher kennenlernen durfte. Ich spielte auch öfters Trainingsrunden mit ihm, als er noch Caddie von Adam Scott war. Es war immer großartig, sich an ihn zu wenden und Ratschläge zu holen.
Er erzählte gerne Geschichten und gab Informationen weiter. Im Laufe der Jahre lernte ich auch Cambo besser kennen. 2020 spielte er wieder öfters auf der Tour und ich habe dadurch ein wenig mehr Zeit mit ihm verbracht. Ich hatte das Glück, ihn kurz nach seinem U.S.-Open-Sieg ein wenig ausfragen zu dürfen.
Er kam damals zu den New Zealand Open und ich saß ihm mit einem Freund von mir bei einem Dinner gegenüber und wir haben ihm ein paar belanglose Fragen gestellt. Es ist cool zu sehen, dass ein kleines Land wie Neuseeland so viele erfolgreiche Athleten hervorbringt.
2005, als Cambo Tiger bei der U.S. Open besiegte, kam das ganze Land sprichwörtlich zum Stillstand und Steve ist nicht nur im Golf, sondern auch im Motorsport eine wahre Legende in Neuseeland. Ich darf mich glücklich schätzen, solch einflussreiche Personen als meine Freunde zu bezeichnen.
Wie schwierig ist es, so weit weg von deiner Heimat zu sein? Europa ist ja so ziemlich am weitesten entfernt von Neuseeland …
Ja, Europa ist wirklich am weitesten entfernt (lacht). Es ist hart, aber wir haben seit 2016 unseren Hauptsitz hier nach Europa verlegt. 2015 sind wir zwischen Neuseeland und Europa hin und hergeflogen, das war einfach nur brutal. Am Ende der Saison war ich komplett am Ende.
Wir benutzen nun London als unsere Basis, das macht alles um einiges einfacher. Mit der jungen Familie ist es zwar wieder etwas schwieriger, aber meine Frau Anneke und meine Tochter Isabel, die im Dezember zwei Jahre alt wird, reisen viel mit mir.
Seit Juni waren wir durchgehend gemeinsam unterwegs. Es ist schön, sie dabei zu haben, das macht das Tour-Leben definitiv interessanter und lebenswerter.
Cameron Smith erwähnte, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und nach Australien zurückkehren zu können, sei einer der wichtigsten Gründe gewesen, warum er sich für den Wechsel zu LIV Golf entschieden habe. Ist das ein Konzept, das auch dich anspricht? Wie siehst du im Allgemeinen den Konflikt zwischen LIV Golf und PGA bzw. DP World Tour?
Die Zerrüttung und Spaltung, die momentan in der Golfwelt stattfindet, ist für mich einfach nur frustrierend. Bis zu einem gewissen Grad kann ich aber beide Seiten verstehen. Ich kann dem, was Cam gesagt hat, nicht widersprechen. Ich bin mit ihm sehr gut befreundet und er liebt einfach Australien über alles.
Ich verstehe total, dass er weniger spielen möchte. Wenn man Familie hat und mehr Zeit mit ihr verbringen möchte, ist das natürlich ein großes Plus. Wir spielen alle 25 bis 30 Events weltweit über das Jahr verteilt.
Weniger zu spielen und mehr Zeit zu Hause zu verbringen, wäre natürlich ideal, aber man muss sich auch bewusst sein, was man im Gegenzug bekommt. Es ist trotz allem ein ziemlich cooler Lifestyle. Ich kann aber schon auch verstehen, warum es so viel Widerstand dagegen gibt.
Es wendet sich gegen ein wichtiges Prinzip des Golfsports, dass du dir deine Sporen erst selbst verdienen musst. Den meisten Spielern auf der PGA Tour und auch hier auf der DP World Tour geht es nicht so schlecht und es kommen die meisten trotz allem gut über die Runden.
Es ist eine ziemlich coole Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich weiß nicht, wie sich das weiterentwickeln wird. Aber, wie erwähnt, mag ich die Spaltung nicht, die es verursacht hat, aber kurzfristig hat der Wettbewerb auch zu guten Dingen geführt.
Es wurden sowohl auf der DP World Tour als auch der PGA Tour Entscheidungen herbeigeführt, die sonst wohl nicht oder nur sehr langsam passiert wären. Ich denke, uns stehen im Golfsport ein paar sehr interessante Jahre bevor.
Du bist 2023 für alle Majors qualifiziert. Was ist dein Ziel für diese vier Großevents und wenn du es dir aussuchen könntest, welches davon würdest du gerne gewinnen?
Zunächst einmal würde ich gerne bei einem Major vorne mitmischen. Ich meine, klar, jeder möchte natürlich ein Major gewinnen. Ich war einmal bei der PGA Championship vor ein paar Jahren in der drittoder viertletzten Gruppe, da konnte ich die Anspannung ein wenig fühlen, habe aber leider nicht wirklich gut gespielt.
Ich würde mir gerne zumindest eine Chance geben und man weiß nie, was an einem Sonntagnachmittag so alles passiert. Welches ich am liebsten gewinnen würde? Hättest du mich vor zehn Jahren gefragt, hätte ich gesagt, ‚das Masters‘, denn das habe ich schon von klein auf in Neuseeland verfolgt.
Aber nun, da ich mehr Zeit in Europa verbringe, würde ich sagen ‚The Open‘. Das wäre schon etwas ganz Besonderes und ist wohl nur schwer zu toppen. Ich muss aber sagen, ich habe das Masters noch nie gespielt, also könnte sich meine Meinung nächsten April ja vielleicht wieder ändern (lacht).
Mehr über Ryan Fox
- Spitzname: Foxy
- Geburtsdatum: 22. Januar 1987 (Alter 35)
- Geburtsort: Auckland, Neuseeland
- Wohnort: London, England
- Nationalität: Neuseeland
- Ehefrau: Anneke Ryff (verheiratet seit 2019)
- Kinder: Isabel Marion (geboren 2020)
- Größe: 1.79 Meter
- Gewicht: 98 kg
- Profi seit: 2012
- Profisiege: 14 (3 x DP World Tour)
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