Der Ryder-Cup-Vize 2023 und 2025 im GT-Exklusivtalk
Edoardo Molinari: Der Datenstratege

Europas Ryder-Cup-Vizekapitän Edoardo Molinari wird wegen seiner Statistik-Expertise auch 2025 als Vize unter Kapitän Luke Donald fungieren. Im GOLF-TIME-Exklusivtalk gibt das „Statistikgenie“ aus Italien Einblicke in seine Arbeit.
Besser hätten die Debüts für Luke Donald und Edoardo Molinari als Kapitän bzw. Vizekapitän des europäischen Ryder-Cup-Teams 2023 im Marco Simone Golf & Country Club in Rom nicht laufen können.
Bekanntermaßen siegte Team Europe souverän mit 16,5 zu 11,5 Punkten, sodass sowohl Donald und auch Molinari prompt in ihren Ämtern für die Austragung 2025 im Bethpage Statepark, New York, verpflichtet wurden.
Luke Donald wegen seiner grundsoliden Führungsqualitäten und Edoardo Molinari wegen seiner außergewöhnlichen statistischen Expertise.
Nicht umsonst wird der Italiener von Tourstars und Golfmedien gerne auch als „Statistikgenie“ bezeichnet. Aber Molinari hat natürlich auch einen entsprechend professionellen wie erfolgreichen Hintergrund.

Als Spieler gewann er 2005 die U.S. Amateur Championship und holte drei DP-World-Tour-Titel. Er gehörte zum siegreichen Ryder-Cup-Team 2010 und erreichte als beste Platzierung in der Weltrangliste Rang 14.
Als Absolvent eines fünfjährigen Ingenieurstudiums an der Polytechnischen Universität Turin begann Molinari bereits 2003 mit der Aufzeichnung und Analyse seiner eigenen Statistiken.
Während der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Zwangspause im Golf konzipierte und startete Molinari „StatisticGolf“.
Der Service avancierte schnell zur meistgenutzten Analyseplattform auf den professionellen Touren und innerhalb von drei Jahren hatten seine Kunden weltweit 27 Siege errungen, darunter die U.S. Open, den Ryder Cup, den FedExCup und die DP World Tour Championship.
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Edoardo Molinari: Partnerschaft mit Arccos
Nicht ganz überraschend gab der Global Player im Bereich vernetzter KI-Golfprodukte und offizieller Game-Tracker der PGA Tour, Arccos, im März die exklusive Partnerschaft mit Edoardo Molinari als offizieller „Chief Data Strategist und Lead Tour Ambassador“ bekannt.
Der 43-Jährige betreut als Analytics-Berater inzwischen mehr als 35 Tourpros, darunter so klingende Namen wie Matthew Fitzpatrick, Viktor Hovland, Nelly Korda oder das europäische Ryder-Cup-Team.
Molinari soll im Rahmen der Partnerschaft, bei der er auch als Investor von Arccos fungiert, den Ausbau der globalen Golf-Analyseplattform vorantreiben.
Sein bisheriger Service „StatisticGolf“ soll in dem Zuge in „Arccos Pro Insights“ umbenannt werden.
„Die Komplexität dessen, was Edoardo aufgebaut hat, übertrifft alles, was ich je auf dem Gebiet der Golfanalyse gesehen habe“, sagt Sal Syed, CEO und Mitgründer von Arccos.
„Edoardo ist nicht nur ein brillanter Datenexperte. Er verfügt auch über den nötigen Weitblick und die Fähigkeit, „das Ganze“ zu sehen, was daraus resultiert, einer der besten Spieler der Welt zu sein.
Diese Kombination ist absolut einzigartig und ein wichtiger Grund, warum große Champions und Ryder-Cup-Sieger seiner Arbeit so viel Anerkennung zollen. Durch die Kombination von Edoardos Ansatz mit dem, was wir bei Arccos entwickelt haben, werden wir die Analytik neu definieren.
Unser Ziel: Perfekt auf die Bedürfnisse von Profigolfern, Elite-Amateuren, Nachwuchsgolfern und Freizeitspielern gleichermaßen einzugehen.“
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Edoardo Molinari und Arccos: Erfolgsgarant Datenanalyse
Edoardo Molinari wird außerdem das Arccos-System – das kürzlich für den Einsatz auf der PGA Tour zugelassen wurde – nutzen, um seine persönlichen Schlagdaten während Turnieren und Übungsrunden nahtlos zu erfassen.
„Ich bin sehr von dem Gametracking-System von Arccos beeindruckt, es bietet Spielern auf der ganzen Welt enorme Vorteile“, sagt Edoardo Molinari.
„Es ist die perfekte Ergänzung zu der Plattform, die ich für die Besten des Spiels entwickelt habe. Die Zusammenarbeit mit Sal Syed und seinem Team großartiger Datenwissenschaftler, Analysten, Ingenieure und Designer wird sofortige Auswirkungen haben. Ich weiß, dass wir bereit sind, bahnbrechende Fortschritte in der Datenanalyse zu machen, um jedem Golfer dabei zu helfen, beim Training und bei der Entscheidungsfindung auf dem Platz intelligenter zu agieren.“
Wir baten Edoardo Molinari zum GOLF-TIME-Exklusivtalk, wenige Tage nach seiner Rückkehr mit Luke Doanld von einem ersten Erkundungstrip in den Bethpage State Park vor den Toren New Yorks, wo im September 2025 der Ryder Cup über die Bühne gehen wird.
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Edoardo, Sie sind gerade von einer ersten Erkundungstour aus New York zurückgekehrt. Wie waren Ihre Eindrücke von dem Platz und wie laufen die Vorbereitungen für den Ryder Cup 2025?
Edoardo Molinari: Der Trip zusammen mit Luke Donald war insgesamt gesehen sehr erfolgreich und auch aufschlussreich.
Der Bethpage Black Course ist ein wirklich sehr guter Golfplatz und in der Regel sehr schwer zu spielen. Aber das wird vor allem davon abhängig sein, wie sie (Team USA, d. Red.) ihn präparieren werden. Er ist ein sehr langer Platz mit nur zwei Par-5-Löchern und erstreckt sich über ein riesiges Areal mit ausreichend Platz für sehr, sehr viele Zuschauer.
Ich bin froh, dass wir dieses Mal deutlich mehr Zeit für die Vorbereitungen haben als damals für Rom. Wir sind daher schon jetzt auch in vielen Dingen dem Zeitplan voraus.
Und es ist wirklich gut, diese Zeit zur Verfügung zu haben, um in Ruhe über verschiedenste Sachen nachdenken zu können und sicherzustellen, dass alles nach Plan verlaufen kann.
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Sie fungieren nächstes Jahr ein zweites Mal als Vizekapitän von Luke Donald. Was haben Sie von Ihrem ersten Auftritt in Rom gelernt? Und was war für Sie das Highlight dieser historischen Woche?
Edoardo Molinari: Ich habe natürlich jede Menge toller Erinnerungen an Rom, angefangen bei den Vorbereitungen bis zu der Woche selbst, die etwas ganz Besonderes war.
Beim ersten Mal realisierst du erst, wieviel Arbeit eigentlich dahintersteckt. Als Spieler – ich war selbst nur einmal dabei – siehst du diese Dinge gar nicht.
Am Ende passt immer alles zusammen, aber du hast keine Ahnung, wieviel Arbeit und Mühe eigentlich dahinterstecken.
Bei der ersten Session hatte gleich alles gepasst, es war der perfekte Start. Wir hatten im Vorfeld über Monate darüber diskutiert, dass wir dieses Mal mit den Foursomes (klassische Vierer) beginnen möchten, da wir in diesem Format besser sind. Obwohl in der Vergangenheit auf europäischem Boden immer zuerst im Vierball-Bestball gespielt wurde.
Das war doch eine maßgebliche Veränderung und auch ein kleiner Schock für die Gegner, aber glücklicherweise hat es sich für uns ausgezahlt.
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Sie gelten als der „Statistik-Experte“ des europäischen Ryder-Cup-Teams. Worauf achten Sie hier hauptsächlich?
Edoardo Molinari: Es gibt ein paar Dinge, die wir uns gezielt anschauen. Zunächst geht es um den Spieler, der sich in guter Form befindet. Das beziehen wir vor allem auf die letzten drei bis vier Monate.
Golf ist ein sehr launisches Spiel. Es ist völlig egal, wie gut du bist, aber wenn du aktuell nicht dein bestes Golf zeigst, wird es auch nicht über Nacht wieder auftauchen.
Und dann schauen wir sehr stark auf mögliche Paarungen. Wir nutzen ein Analysetool, das uns verrät, ob ein Spieler mit einem Partner besser spielt als mit einem anderen. Insofern versuchen wir auch bei den Wildcards diejenigen Spieler, die bereits im Team qualifiziert sind, entsprechend zu unterstützen.
Und wir versuchen uns so viele Optionen wie möglich offen zu halten. Denn in der Ryder-Cup-Woche können bzw. müssen wir pro Session vier Spieler pausieren lassen.
Wenn ein Spieler etwa nicht so gut spielt wie gedacht, oder er müde oder verletzt ist, dann ist es wichtig, Optionen zu haben. Und zu wissen, dass du immer einen adequaten Ersatz hast.
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Wie sind Sie eigentlich zur Statistik gekommen und was hatte Sie dazu bewogen, Ihr eigenes Unternehmen zu gründen?
Edoardo Molinari: Ich habe am College Ingenieurwissenschaften studiert. Insofern hatte ich immer schon eine Nähe zu Zahlen, Daten und Statistiken.
Bevor ich Pro wurde, habe ich „Shot by Shot“ gegründet, was anfänglich sehr simpel gestaltet war und allmählich ein wenig komplexer wurde.
Ende 2019 kamen dann ein paar Spieler der European Tour auf mich zu und fragten mich, ob ich ihnen helfen könnte, da sie wussten, dass ich da etwas am Laufen habe.
Ich dachte mir, dass das gegen Ende meiner Karriere eine gute Möglichkeit sein könnte, ein weiteres Standbein aufzubauen. Ich ging eigentlich nicht davon aus, dass es ein „Big Business“ werden würde. Aber gerade die letzten Monate, um nicht zu sagen Jahre, hat es sich dann wirklich in ungeahnte Sphären hin entwickelt.
Es macht mir riesig Spaß und es gibt mir die Gelegenheit, kompetitiv zu bleiben. Ich absolviere viele Trainingsrunden mit Spielern, mit denen ich sonst wohl nicht spielen würde. Und es ist gut, diesen engen Kontakt mit den besten Spielern der Welt zu haben.
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Sie arbeiten mit Spitzenspielern wie Nelly Korda, Matt Fitzpatrick oder Viktor Hovland zusammen. Wie sieht diese Zusammenarbeit aus und welchen Service bieten Sie den Athleten?
Edoardo Molinari: Jeder Spieler ist anders und daher auch die Betreuung entsprechend individuell. Es kommt auch immer ein wenig darauf an, welche Turniere sie spielen.
Was ich in der Regel tue, ist, ihnen jeden Monat einen Statistik-Bericht zu schicken. Darin wird ganz genau dargestellt, wie sie aktuell spielen und woran sie arbeiten sollten.
Die andere Sache, die wir machen, das betrifft vor allem die Spieler auf der PGA Tour, ist, ihnen sehr genaue Informationen über die Golfplätze zur Verfügung zu stellen, auf denen die Turniere anstehen.
Am Dienstag und Mittwoch, an den Probetagen, wissen die Spieler dann genau, woran sie arbeiten müssen, um ihr bestes Golf zu zeigen.
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Was waren die Hauptgründe für die Zusammenarbeit mit Arccos, bei der Sie nicht nur als „Lead Data Strategist“, sondern auch als Investor an Bord sind? Und wie trägt Arccos zum weiteren Erfolg Ihrer Arbeit bei?
Edoardo Molinari: Es ist eine großartige Beziehung. Sal Syed, der CEO von Arccos, kam bereits vor ein paar Jahren auf mich zu und wir haben dann letzten Winter erneut Ideen ausgetauscht, wie wir zusammenarbeiten könnten.
Im Grunde funktioniert es für beide Seiten optimal. Ich habe Zugang zu dem großartigen Entwickler-Team von Arccos, das mir dabei hilft, Tools auf die Beine zu stellen, die ich für meine Arbeit mit den Pros brauche.
Auf der anderen Seite erhält Arccos von mir Ideen, um neue Features für den Amateurgolfer zu entwickeln. Wir versuchen die Instrumente, die wir mit den Pros nutzen, zu vereinfachen und sie für den regulären Arccos-Abonnenten verfügbar zu machen.
Daneben entwickeln wir auch ein Produkt, das dazwischen liegt, und für den niedrigen Handicapper, für College-Teams und auch Top-Amateure bestimmt ist. Es richtet sich an Golfer, die ein wenig mehr in ihr Spiel investieren und noch mehr Einblicke in ihr Spiel bekommen möchten.
Insgesamt ist es großartig, mit Arccos zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen. Ich denke, es wird eine sehr lange und erfolgreiche Partnerschaft werden.
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Sie spielen auch immer noch auf der DP World Tour. Was sind Ihre Ziele als Spieler und woran arbeiten Sie aktuell hauptsächlich?
Edoardo Molinari: Ich kämpfe die letzten Jahre ein wenig mit der Konstanz. Vom Abschlag zum Grün war ich eigentlich immer sehr gut. Aber mein Putten hat mich oft im Stich gelassen.
Ich dachte, dass ich im Winter mit dem Putten ganz gute Fortschritte gemacht hätte, aber ich hatte dieses Jahr noch keine wirklich guten Resultate.
Inzwischen denke ich aber, dass ich nahe dran bin. Ich möchte weiter wettbewerbsfähig bleiben und vorne mitspielen. Und auch vielleicht noch das ein oder andere Turnier gewinnen, bevor ich in den Ruhestand gehe.
Mir macht das Golfspiel und meine Arbeit nach wie vor Spaß. Und das ist, denke ich, am Ende des Tages das Wichtigste.
Edoardo, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die anstehenden Projekte.
