11.04.2022 | 12:06

Saudi Golf League – Tour Wars

Verpufft die Revolution im Sand? Greg Norman und Phil Mickelson in Saudi-Arabien
Markus Scheck
Markus Scheck

Saudi Golf League – Tour Wars. Die Spannungen zwischen der geplanten neuen von den Saudis unterstützten Super Golf League und der etablierten PGA Tour werden immer größer.


Das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit Sport mutet in der aktuellen geopolitischen Situation um die Ukraine natürlich etwas befremdlich an.

Nichtsdestotrotz sind die Wortgefechte, die zwischen der „Saudi Golf League“ und allen voran der PGA Tour in den letzten Wochen geführt wurden, im Grunde nichts anderes, wenngleich natürlich rein verbaler Natur.

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Der Großangriff der Super Golf League

Greg Norman führt die rebellische Super Golf League (SGL) an. Ein Projekt, das die PGA Tour mit Forderungen nach höheren Preisgeldern und der Unterzeichnung von Boni für die weltbesten Golfer in die Knie zwingen soll.

Die australische Golflegende wurde zum CEO der Tour ernannt, die vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF finanziert wird. Berichte haben ergeben, dass die Super Golf League – und die sie betreibende Firma LIV Golf Investments – über eine Kriegskasse von mehr als 2,9 Milliarden US-Dollar verfügt.

+++ Zum Thema: Phil Mickelson am Tiefpunkt +++

Diese soll dazu dienen, die besten Spieler der Welt zu stehlen und ihre eigene Tour als legitime Organisation im Golf zu etablieren. LIV hat sich durch eine Partnerschaft mit der Asian Tour, bei der eine neue internationale Serie mit zehn Veranstaltungen auf der ganzen Welt ausgetragen wird, einen Fuß im Golfsport gesichert.

Zwischenzeitlich sah es so aus, als könnte der von Saudi-Arabien unterstützte Großangriff auf die etablierten Touren ein paar Weltklasse-Akteure für sich überzeugen. Alternde Superstars im Herbst ihrer Karriere wie Lee Westwood, Henrik Stenson oder Ian Poulter, aber auch die beiden US-Topstars Dustin Johnson und Bryson DeChambeau wurden als Kandidaten gehandelt, die öffentlich zumindest der Idee nicht abgeneigt schienen.

Es ist eine Menge los

Und dann war da noch Phil Mickelson, der sich seit geraumer Zeit daran delektiert, .l ins Feuer zu gießen. Der Gewinner der PGA Championship 2021 unterstellte der PGA Tour eine „unausstehliche Gier“. Diese besitze Hunderte Millionen digitaler Highlight-Momente von Mickelson und seinen Kollegen.

„Sie verlangen von den Unternehmen Gebühren für die Verwendung von Aufnahmen, für die ich verantwortlich war“, erklärte Mickelson gegenüber Golf Digest. „Wenn die Tour die Bedrohung (der Super Golf League) beenden wollte, könnten sie die Medienrechte einfach an die Spieler zurückgeben“, so Mickelson weiter.

Verpufft die Revolution im Sand? Greg Norman und Phil Mickelson in Saudi-Arabien
Verpufft die Revolution im Sand? Greg Norman und Phil Mickelson in Saudi-Arabien

„Aber sie werfen lieber 25 Millionen Dollar hier- und 40 Millionen Dollar dorthin. Anstatt die rund 20 Milliarden Dollar an digitalen Assets, die sie kontrollieren, zurückzugeben. Oder sie geben den Zugang zu den über 50 Millionen Dollar auf, die sie jedes Jahr mit ihrem eigenen Medienkanal verdienen.

Es gibt viele Probleme, aber das ist eines der größten.“ Es scheint sich etwas aufgestaut zu haben beim meinungsstarken sechsfachen Major-Gewinner, dem die Lockrufe aus Saudi-Arabien wohl ganz gelegen kommen.

Sei es, um sich im fortgeschrittenen Profi-Alter eine fürstlich entlohnte spielerische Zukunft in der Super Golf League zu sichern. Oder auch um an den Strukturen der PGA Tour zu rütteln.

„Zum ersten Mal in meinen 30 Jahren gibt es ein gewisses Druckmittel. Ich denke, am Ende wird alles sehr positiv sein. Aber es ist eine Menge los – und das ist gut so.“

Super League vor dem Aus?

Doch dann plauderte der amerikanische Golfreporter Alan Shipnuck, der in Kürze eine nicht autorisierte Biografie über Phil Mickelson veröffentlichen wird, Details von einem Telefonat mit dem Golf-Superstar letzten Herbst aus, das alles auf den Kopf stellen sollte.

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Darin gab Lefty zu, dass ihm ein Druckmittel gegen die PGA Tour gerade recht kam. Über das saudi-unterstützte Projekt meinte er: „Das sind angsteinflößende Motherf***er. Dort [in Saudi-Arabien] werden Leute hingerichtet, weil sie schwul sind.

Warum sollte ich das überhaupt in Betracht ziehen, wenn ich all das weiß?” Die Antwort lieferte er selbst: „Weil dies eine einmalige Gelegenheit ist, die Arbeitsweise der PGA Tour neu zu gestalten.”

Die PGA Tour bezeichnete er als eine als Demokratie verkleidete Diktatur. Worte, die wiederum anderen Golf-Größen gar nicht gefallen haben. Zum Beispiel Rory McIlroy: „Ich will niemanden treten, wenn er am Boden liegt. Aber ich fand die Kommentare naiv, selbstsüchtig, egoistisch und ignorant”, erklärte der Nordire während des Genesis Invitational.

Rory McIlroy zum Thema Super Golf League: „Wer ist noch übrig? Ich glaube, es gibt niemanden mehr."
Rory McIlroy zum Thema Super Golf League: „Wer ist noch übrig? Ich glaube, es gibt niemanden mehr.“

„Es war einfach sehr überraschend, enttäuschend und traurig. Ich bin mir sicher, dass er zu Hause sitzt und seine Position überdenkt und überlegt, wie es weitergeht.“

PGA Tour Commissioner Jay Monahan erneuerte derweil bei einer Mitgliederversammlung die Warnung an alle Spieler, die mit der Super Golf League flirten, dass diese aus der PGA Tour ausgeschlossen würden.

Zahlreiche Top-Stars entscheiden sich dagegen

Nachdem Tiger Woods, Jon Rahm, Rory McIlroy, Collin Morikawa, Justin Thomas und Brooks Koepka sich allesamt bereits zuvor gegen eine Teilnahme an der Super League mit ihren wahnwitzigen Prämien aus einem Milliarden-Topf entschieden hatten, folgten nun auch die Wackelkandidaten Dustin Johnson und Bryson DeChambeau.

Damit scheint bei allem Pomp und Gehetze die Rebellenoperation im Nichts zu verpuffen. „Wer ist noch übrig? Ich glaube, es gibt niemanden mehr“, meinte Rory McIlroy, der die SGL vor dem Aus sieht.

„Greg Norman müsste selbst mitspielen, um das Feld aufzufüllen. Ich glaube nicht, dass sie 48 Leute zusammenbekommen können.“

Auszeit für Mickelson

Für Phil Mickelson hatte die Causa jedenfalls schwerwiegende Folgen. In einem Statement entschuldigte er sich für seine Aussagen, die er „off the record“ getätigt habe.

„Auch wenn es angesichts meiner jüngsten Äußerungen jetzt nicht so aussieht, habe ich während dieses Prozesses immer im besten Interesse des Golfsports, meiner Kollegen, Sponsoren und Fans gehandelt“, erklärte er.

„Ich habe Worte benutzt, die ich aufrichtig bedauere und die nicht meine wahren Gefühle oder Absichten widerspiegeln. Das war rücksichtslos, ich habe Menschen beleidigt, und meine Wortwahl tut mir zutiefst leid.

Ich bin maßlos enttäuscht. Ich werde alles daran setzen, mich selbst zu reflektieren und daraus zu lernen.“ Kurz nach dem Statement, in dem er auch darlegte, dass er sich eine Auszeit gönnen würde, sprangen so gut wie alle seine Sponsoren ab.

Der Golf-Ausrüster Callaway aus Kalifornien, seit 2004 Partner Mickelsons, kündigte an, den Vertrag zunächst ruhen lassen zu wollen.
Der Golf-Ausrüster Callaway aus Kalifornien, seit 2004 Partner Mickelsons, kündigte an, den Vertrag zunächst ruhen lassen zu wollen.

KPMG, Amstel Bier light und Workday beendeten ihr Sponsoring und selbst Mickelsons langjähriger treuer Partner Callaway Golf drückte die Pausetaste in der Zusammenarbeit. Und entfernte sein Konterfei von sämtlichen Werbesujets.

Und Greg Norman? Der schickte einen offenen Brief an seinen Kontrahenten Jay Monahan. „Sie scherzen sicher. Und sicherlich müssen Ihre Anwälte bei der PGA Tour den Atem anhalten“, erklärte Norman.

Er kann nicht nachvollziehen, dass Spielern der PGA Tour, die alle unabhängige Vertragspartner sind, mit lebenslangen Sperren gedroht wird, wenn sie in einer Liga spielen, die von jemand anderem als der Tour gesponsert wird. „Herr Kommissar – das ist erst der Anfang. Es ist sicherlich nicht das Ende.“

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