… bleiben Sie besser fern. Woran liegt es nur, dass im Golfsport das Betrügen so weitverbreitet ist wie in wohl keiner anderen Sportart? Und wie geht man damit um, wenn man bei einem Turnier damit konfrontiert wird? Das Götz-Zitat …
Nach 17 Bahnen liegst du mit deinem Gegner gleichauf in Führung um die Meisterschaft. Auf der 18 schlägst du deinen Ball pfeilgerade das Fairway hinunter. Der Mitbewerber hingegen befördert seinen direkt in den Wald.
Du hilfst bei der Suche, doch der Mitspieler meint: „Mach schon mal weiter. Wenn ich den Ball nicht finde, gehe ich zurück zum Abschlag.“
Du beförderst dein Spielgerät zwei Meter ans Loch. Kurz darauf ertönt eine Stimme: „Gefunden!“ Schon landet eine weiße Kugel tot am Stock, was für ein Dilemma!
Holst du jetzt den Ball des elenden Betrügers aus der Tasche und konfrontierst ihn damit? Oder hältst du besser den Mund?“
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Dass sich gleich zwei Falschspieler auf dem Fairway begegnen, mag eher selten vorkommen. Doch Schummeleien im Golf sind längst kein Kavaliersdelikt mehr.
Vielmehr lastet der Makel, als Betrüger entlarvt worden zu sein, wie ein Stigma, das man nicht mehr los wird. Dies bekam jüngst der amerikanische Tourspieler Justin Doeden zu spüren, der im Juli seine Scorekarte mit dem Radiergummi korrigieren wollte. Und das bei einem Turnier der kanadischen PGA Tour, wohlgemerkt!
Doeden riskierte die Manipulation wohlwissend, dass bei jeder Spielgruppe ein offizieller Zähler anwesend war. Auf Bahn 18 spielte er nach einem Wasserball eine 7, die er anschließend in eine 5 verwandelte.
Und obwohl Doeden nur auf Rang 1.144 in der Welt rangiert und die Ottawa Open wohl außerhalb Ottawas kaum von öffentlichem Interesse sein dürfte, machte sein Betrug weltweit Schlagzeilen.
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Schummeleien als „Kavaliersdelikt“? Wohl eher nicht …!
Auf Clubebene hingegen, wo man sich unbeobachtet fühlt, wird nach wie vor unbekümmert getrickst. Anders als Doeden, der seine Manipulation sofort zugegeben hat, übertrafen sich die wenigen mir persönlich bekannten Kunstradierer im Erfinden hanebüchener Ausreden.
„Ein Unbekannter, bewaffnet mit einem Radiergummi, hat meine Scorekarte verändert, während ich unter der Dusche stand“, dürfte nach wie vor das Highlight darstellen.
Doch wann mutiert unabsichtliches Regelverletzen zur handfesten Schummelei? Viele haben schon den Spieler beobachtet, der seine Münze beim Markieren des Balls immer dezent um einige Millimeter näher ans Loch schiebt.
Oder denjenigen, der, sofern die Mitspieler nicht genau hinschauen, den Schläger leicht im Bunker aufsetzt. Das ist zwar grundfalsch, aber auch irgendwie niedlich, da ohnehin kaum ein Vorteil entsteht.
Eine Spur ehrloser wird es hingegen, wenn bei suboptimalen Lagen das sogenannte „Leder Wedge“ zum Einsatz kommt. Zur Rechtfertigung wird gerne angeführt, dass dem Spieler eine Sicherung durchgebrannt sei, als er entdeckte, dass sich der Ball nur um eine Winzigkeit im Aus befand. Ein kleiner Kick mit der Schuhspitze und schon kann das Turnier weitergehen.
Mittlerweile leider auch weit verbreitet ist der oben bereits erwähnte „Ball, der aus der Hosentasche fiel“. Auch ich sah letztes Jahr zufällig dabei zu, wie ein Turnierspieler, der sich unbeobachtet fühlte, hinter einer Hecke einen Ball aus der Tasche fallen ließ.
+++ Zum Thema: Götz-Zitat – können wir bitte einfach nur Golf schauen? +++
Jeden Respekt verloren …
Seither habe ich jedweden Respekt vor diesem Zeitgenossen verloren – auf und abseits des Golfplatzes.
Mein Hauptpreis in der Kategorie „schamlos“ geht jedoch an zwei Golfer aus Arizona. Im zweitägigen Vierball-Turnier eilte ein Teil des Duos, sobald der Partner geschlagen hatte, flugs unter dem Vorwand, „die Lage überprüfen zu wollen“, mit dem Golfcart zum Grün und legte den Ball tolldreist neben die Fahne. Immer und immer wieder!
Das auffällige Verhalten und die gleichzeitige Häufung der Tap-in-Birdies kam den Mitspielern seltsam vor und man informierte die Turnierleitung, die sich am zweiten Tag auf die Lauer legte.
Statt des Hauptpreises erhielten die beiden nicht nur eine Disqualifikation, sondern sie wurden zudem von ihren Heimatclubs postwendend vor die Tür gesetzt.
Doch es geht auch andersherum: 2014 disqualifizierte sich der Amerikaner Jason Millard fünf Tage nach einem erfolgreichen Qualifikationsturnier selbst, da er eventuell vor einem Schlag den Sand im Bunker berührt hatte. Er war sich nicht sicher, aber er verzichtete lieber auf die U.S.-Open-Teilnahme, als damit leben zu müssen, eine Regel gebrochen zu haben.
Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie viel ihm die Ehre im Golf wert ist. Denn, einmal beschädigt, kann diese nie mehr vollständig wiederhergestellt werden.
Götz Schmiedehausen. Ambitionierter Hobbygolfer mit variablem Handicap; versteht keinen Spaß bei Golfbetrügern und wünscht sich die Zeit zurück, in der Handicap-Schoner und Scorekarten-Fälscher noch geteert und gefedert werden durften.
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